Emil Pirchan: Neues Buch über einen Universalkünstler des 20. Jahrhunderts

Man darf sich vorstellen, dass jeder, buchstäblich jeder, der im München der ausgehenden Prinzregentenzeit mit der Trambahn fuhr, Restaurants, Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte besuchte oder einfach nur durch die Straßen bummelte, seinen Blick auf Plakate von Emil Pirchan richtete. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts weithin leuchtende Kunststadt München sollte für Emil Pirchan zum Ausgangspunkt seiner Karriere als Bühnenbildner werden. Zunächst aber machte er hier eine ebenso schnelle wie erstaunliche Karriere als Plakatgestalter und Werbegrafiker. 
Emil Pirchan, Universalkünstler

Emil Pirchan war 1908 nach seinem Architekturstudium in Wien bei Otto Wagner nach München gekommen und hatte hier ein „Atelier für Graphik, Bühnenkunst, Hausbau, Raumkunst und Kunstgewerbe“ eröffnet. In seinen Münchner Jahren bis 1918 entstanden rund fünfzig Reklameplakate, außerdem eine Vielzahl gebrauchsgrafischer Arbeiten wie Buchtitel, Illustrationen, Vignetten und Exlibris, insgesamt mehr als 1500 Blätter. Im Jahr 1913 hatte er sogar eine Plakatschule eröffnet, in der er junge Werbefachleute ausbildete. Dem jungen Architekten, der sich ganz im Sinne des Wiener Jugendstils nicht nur für das Bauen im eigentlichen Sinn, sondern auch für die Ausstattung von Innenräumen und überhaupt für alle gestalterischen Fragen zuständig fühlte, war es offensichtlich innerhalb von nur wenigen Jahren gelungen, sich in der Stadt zu etablieren.

Pirchans Entwürfe galten einst als richtungsweisend, ja sogar revolutionär. Es war wohl gerade die Vielfalt seiner Talente und Betätigungsfelder, vor allem natürlich seine spätere höchst erfolgreiche Arbeit als Bühnenbildner, die Emil Pirchans Bedeutung als Gebrauchsgrafiker und vor allem als Plakatkünstler nachträglich schmälerte. Auch in München ist er als einstiger Protagonist der Reklameszene beinahe Vergessenheit geraten. Jetzt würdigt sein Enkel Beat Stefan den Bühnenbildner, Grafiker, Architekten und Designer Emil Pirchan mit einer aufsehenerregend schönen Monografie und einer Ausstellung im Museum Folkwang. 
Das Buch (mit einem Textbeitrag von Katja Sebald) ist im Nimbus Verlag erschienen: http://www.nimbusbooks.ch/buch/emil-pirchan

Die Ausstellung über Emil Pirchan wird am 21. Februar 2019 im Museum Folkwang eröffnet.