Eine von sieben Töchtern

Kunstwerk des Monats 04.2017: Mahbuba Elham Maqsoodi

Im April ist Mahbuba Elham Maqsoodi zu Gast im Katharina-von-Bora-Haus. Sie wurde 1957 in der Stadt Herat in Afghanistan geboren. Mahbuba war eine von sieben Töchtern, in der Familie gab es keinen Sohn. Sie sagt: „In der Welt, in der ich geboren bin, gibt es ein Sprichwort: Das Mädchen gehört dem Fremden. Das heißt, sie ist ein Gegenstand, der anderen gehört. Sie ist eine Sache wie ein Haus, ein Garten, ein Pferd, ein Kamel. Sie kann gekauft und verkauft werden. Ihre Eigentümer sind ihr Vater, ihre Brüder, später ihr Mann. Und so lernt sie schon von Kindheit an: Sie gehört nicht sich, sondern anderen.“

Als „Kunstwerk des Monats“ zeigt sie ein Glasbild, das ihren Vater darstellt und den Titel „Vielfalt“ trägt. Statt Unterdrückung erfuhr sie von ihrem Vater Freiheit und Offenheit. Erst viel später wurde ihr klar, dass sie zu einer glücklichen Minderheit gehörte. Der Vater war Muslim und er lebte in einer traditionellen Gesellschaft, aber er betrachtete die Regeln seines Glaubens als Mensch und setzte sie auch als Mensch um.

Mahbuba Elham Maqsoodi arbeitete nach einem Studium der Chemie und Biologie als Gymnasiallehrerin in Herat. 1979 heiratete sie ihren Kunstlehrer, den Miniaturmaler Fazl Maqsoodi. Mit einem Stipendium konnte sie in den Achtziger Jahren in St. Petersburg ein Kunststudium mit Schwerpunkt Glas und Keramik an der Akademie W.L. Muchina absolvieren, anschließend promovierte sie in Kunstgeschichte über „Die Ornamenttradition in der zeitgenössischen afghanischen Keramik“. 1994 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach München, wo ihr politisches Asyl gewährt wurde. Seit 1996 arbeitet sie als Künstlerin und Glasmalerin, unter anderem für die Mayer’sche Hofkunstanstalt. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen in München, aber auch in London, Moskau und St. Petersburg zu sehen. Sie bezeichnet es als großen Reichtum, dass sie durch drei so unterschiedliche Kulturen wie die afghanische, die russische und die deutsche geprägt worden ist.

www.maqsoodi.de