Alles verändert sich von Augenblick zu Augenblick
Im März ist die Künstlerin Aloisia Fischer aus Murnau zu Gast im Katharina-von-Bora-Haus in Berg. Im Rahmen der Reihe Kunstwerk des Monats zeigt sie ein Bild aus der Serie „Felder“. Die Präsentation findet am kommenden Mittwoch, 8. März 2017, um 19.30 Uhr im Rahmen eines kleinen Empfangs am Fischackerweg 10 in Berg statt.
Aloisia Fischer wurde 1952 in München geboren. Nach einer Holzbildhauerlehre studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in München Kunsterziehung bei Heribert Sturm und Bildhauerei bei Eduardo Paolozzi. Ihre eigene „bildhauerische“ Arbeit entsteht auf dem Papier und selten auch auf der Leinwand, mit breitem Pinsel und doch in filigranen Linien. Die Bilder von Aloisia Fischer sind Zeichnung und Malerei zugleich, sie sind aber nicht zweidimensional zu lesen: Sie verweisen auf den Raum, der sie umgibt, und den Raum, der hinter ihnen liegt. Aloisia Fischer sucht den freien Raum in der Verdichtung der Materie und in der Dichtheit des Lebens. Diese Suche führt sie unweigerlich in die Abstraktion und weitestgehende Reduktion. Die Künstlerin interessiert sich für den großen Zusammenhang Leben und für seine zeitweiligen, in kontinuierlicher Veränderung begriffenen Zusammenhänge, die sie immer wieder aufs Neue in kleinen und kleinsten Ausschnitten darstellt. Sie sagt: „Mit jedem Bild erklärt sich mir ein Stück Welt.“ In Berg stellt sie das in Mischtechnik auf Papier entstandene Bild „Feld der Eingebung“ aus und präsentiert es mit einem eigenen Text.
Die Bilder von Aloisia Fischer entstehen aus der Intuition. Ausgangspunkt ist immer die Linie, die zu allem werden kann: Schnur, Rinnsal, Ackerfurche, Schlaufe, Kreis, ein dicht verschlungenes Gewebe oder auch nur ein fein gesponnenes Netz. Was einmal als Ordnungsstruktur gefunden wurde, kann auch wieder verunklärt, in chaotische Zustände zurückgeführt oder gänzlich übermalt werden. So entstehen nach und nach Bildräume, die mit einer Vielzahl von Durchkreuzungen, Überlagerungen und Durchblicken die Frage nach einem möglichen Davor oder Dahinter offen lassen. Sie bilden einen Moment, einen Teil eines sich in alle Richtungen fortsetzenden größeren Zusammenhangs ab. Während einige dieser gänzlich unsentimentalen Arbeiten das Ausschnitthafte durch eine Art von All-over betonen, gibt es bei anderen Verdichtungen im Zentrum der Bildfläche, die im Kontrast zu den ruhigeren und offenen Bildrändern stehen.
Auch wenn manche Motive ihren Ursprung in der Natur haben, an organische Formen, Gräser oder Samenkapseln denken lassen, so sind doch die auf der Bildfläche entstehenden Strukturen als abstrakte Umsetzung und zugleich als archaische Zeichen zu lesen: Sie stehen für die Fülle des Lebens, für Durchbruch, Umbruch, Aufbruch, Ausbruch, für Einschnitte und Befreiungen, für Durchdringung und Verwandlung, für Schmerzhaftes ebenso wie für Glückhaftes. Vor allem aber stehen sie für Bewegung und für die Erkenntnis der Künstlerin, dass alles Stabile und Feste eine Illusion ist. „Fortwährend ist alles in Bewegung begriffen, alles verändert sich von Augenblick zu Augenblick“, sagt sie: „Wenn der Betrachter seinen Blick auf einem meiner Bilder eine Zeitlang ruhen lässt, kann er die gezeigte Bewegung fortführen, ihr nachfolgen.“